Puerto Maldonado: Wo die Papageien wohnen

Puerto Maldonado: Wo die Papageien wohnen

Gestern war ich auf einem Tagesausflug in Puerto Maldonado. Sämtliche Touristen, egal welche Tour sie gebucht hatten, wurden in dasselbe Boot gesetzt und zu einer etwa zwei Stunden entfernten Lodge gefahren, wo sich die Gruppe dann teilte. Ich hatte den Besuch bei einer nativen Familie gebucht, als einzige. (Alle andere wollten lieber über eine Canopy Bridge laufen und 100 Meter in den Abgrund schauen.) Daher erhielt ich meinen eigenen Guide und mein eigenes Boot.

Der Weg zu den Natives war kurz, einmal quer über den Fluss. Die Familie empfing uns in traditionellem Kostüm mit Federhaube und Talar. Auch wenn ihre Performance etwas unmotiviert wirkte – vermutlich weil sie sich jeden Tag für Touristen zur Schau stellen – war es doch interessant. Sie sangen erst für uns, der Opa spielte auf einer Mundgeige, dann musste ich mit der Oma und den Enkeln tanzen. (Oh, und am Anfang wurde ich außerdem rot im Gesicht angemalt. Das verträgt sich ganz wunderbar mit meinen blauen Händen.) Am Ende musste ich ein traditionelles Spiel spielen, bei dem ein Kreisel durch eine eine Schnur zum Drehen gebracht wird. Und Bogenschießen. Ehrlich, ich würde im Urwald verhungern. Bei mir Flug nicht einmal der Pfeil.

Nach dem Abstecker zu den Natives sind wir zurück zur Lodge, um zu Mittag essen. Es gab Cevitche, was mir nur so semi-gut schmeckte. Der Geschmack nach Limette war eigentlich ganz charmant, doch die Textur des Fisches war glibberig und gar nicht mein Ding.

Nach dem Mittag fuhren wir mit der ganzen Gruppe zur Affeninsel, einer ca. 30 Minuten entfernten Insel im Río Madre de Dios, die von Affen bewohnt wurde. Hier wanderten wir etwa zwei bis drei Kilometer durch den knietiefen Matsch, in der Hoffnung, im Inneren der Insel Affen beobachten zu können. Es waren etwa 33 Grad bei 70% Luftfeuchtigkeit, was die Wanderung zu einer unglaublichen Strapaze machte. Meine Gummistiefel, die wir in der Lodge erhalten hatten, waren zumde eine Nummer zu groß, sodass der Matsch sie mir ständig von den Füßen zog. Trotz all der Anstrengung zeigten sich keine Affen. Die Regenzeit ist einfach vollkommen ungeeignet, um Tiere zu beobachten.

Als wir zurück in Puerto Maldonado waren, genoss ich die Chance, auswärts zu essen, da mir das Essen in der Familie schon etwas aus den Ohren hängt. Ich ging in einen Burgerladen, aß einen Cheeseburger und trank ein Bier. Welch eine Wohltat, dieses kleine bisschen zivilisatorischer Luxus! Außerdem buchte ich eine Tour, um am nächsten Tag Papageien zu beobachten. Es würde mein letzter Tag in Puerto Maldonado werden und ich hatte lange mit mir gerungen, ob ich die Tour noch machen soll, da sie morgens um 4:30 Uhr startete. Aber eigentlich war ich ja deswegen nach Puerto Maldonado gekommen und ich würde mich im Nachhinein ärgern.

Mein Wecker klingelte um 3:45 Uhr, um 4.15 Uhr stand das Taxi vor der Tür, um mich in die Stadt zu bringen. Die Tour startete letztlich erst gegen 5.30 Uhr, nachdem die letzten Schlafmützen aus ihren Hotels abgeholt worden waren. Wir brachen mit dem Boot auf, um zum Sonnenaufgang an der Stelle zu sein, an der sich die Papageien morgens treffen. Einen Schwarm dieser bunten Vögel in freier Wildbahn über meinen Kopf fliegen zu sehen, war einer der ergreifendsten, schönsten Momente, die ich auf Reisen je hatte. Da hatte ich wirklich Pippi in den Augen.

Immer im Morgengrauen kommen die Papageien an eine Stelle am Río Madre de Dios, wo sie eine Wand mit mineralhaltigem Ton finden. Während der Regenzeit ist der Ton eine natürliche „Detox-Kur“ für die Papageien. Während der Trockenzeit gibt der Wald ihnen Früchte in Hülle und Fülle und sie können sich aussuchen, was sie fressen. In der Regenzeit jedoch ist das Angebot deutlich eingeschränkter, weswegen die Papageien oft auch Früchte zu sich nehmen, die giftig sind. Der Ton neutralisiert diese Gifte, sodass die Papageien von der ungesunden Ernährung keinen Schaden nehmen. Außerdem ist die Tonlecke ein prima Platz, um Brautschau zu halten. Das morgendliche Ton-Ritual ist also auch ein soziales Ereignis für die Papageien.