Spanisch ziemlich rápido – Teil 1

Spanisch ziemlich rápido – Teil 1

Als ich im Dezember 2017 einen A1 Spanischkurs begann, ahnte ich nicht, wie besessen ich bald von dieser Sprache sein würde. Heute, neun Monate und drei Niveau-Stufen später, bin ich überrascht, wie schnell man eine Sprache lernen kann ohne je Vokabeln gepaukt zu haben. Meine Tricks und Strategien dafür (die natürlich nicht nur für Spanisch funktionieren), hab ich in dieser Artikelreihe zusammengefasst.

In meiner Jugend hatte ich schon einmal eine kurze Spanisch-Phase, hatte die Sprache zwei Jahre in der Schule gelernt, doch in den 20 Jahren danach ist all das fast vollständig in Vergessenheit geraten. Als ich Mitte 2017 das erste Mal in Peru war, konnte ich nicht einmal einen Kaffee bestellen. Das sollte bei meiner nächsten Reise, Anfang 2018, unbedingt anders werden. Ich plante, für sechs Wochen in Peru und Kolumbien unterwegs zu sein. Da ist man gut beraten, sich wenigstens ein wenig verständigen zu können. Daher entschloss ich mich zu einem vierwöchigen Intensivkurs in einer Sprachschule bei mir um die Ecke.

Hätte mir damals – kurz vor Weihnachten – jemand gesagt, dass ich Anfang September mit B2 beginnen würde, hätte ich das für einen schlechten Witz gehalten. Denn außer in monatelangen Intensivkursen (für die ich weder die Zeit noch das Geld gehabt hätte), wie sollte das möglich sein? Obwohl ich mir beim Lernen gern ambitionierte Ziele stecke, hab ich in diesem Fall deutlich weniger erwartet als letztendlich erreicht. Möglich war das durch eine Kombination von vielen kleinen Aktivitäten, die ich in meinen Alltag integriert habe. Hier ist Teil 1 meines ganz persönliches Erfolgsrezepts:

Den richtigen Kurstyp wählen

Als ich aus Südamerika wiederkam, passte ich vom Niveau her in keinen Standardkurs. Ich konnte schon viel von A2, hab relativ mutig gesprochen, hab aber unendlich viele Fehler gemacht, da ich zum einen die Grammatikregeln nicht wirklich beherrschte, zum anderen hatten sich viele Fehler verfestigt, da mich auf Reisen natürlich niemand korrigiert hatte. Einen A2-Kurs von vorne zu besuchen wäre für mich jedoch viel zu langsam und langweilig gewesen, da mir Lateinamerika noch sehr im Blut steckte. Also entschied ich mich, in meiner Sprachschule ein paar Einzelstunden zu nehmen, um die Grammatik von A2 im Schnellverfahren aufzuholen.

Etwa vier bis sechs Einzelstunden hatte ich im Sinn, danach wollte ich mit einem B1-Gruppenkurs weitermachen. Dauerhaft Einzelstunden zu nehmen erschien mir komplett abwegig: total luxuriös und pure Geldverschwendung, denn auch die Gruppenkurse in meiner Schule sind eher klein, sodass die Betreuung sehr gut ist.

Mein Plan ging nicht auf.

Als ich nach der sechsten Einzelstunde A2 abschloss, hatte ich das B1-Buch schon in der Tasche und als mich mein Lehrer fragte, wann wir uns das nächste Mal wiedersehen, antwortete ich ohne zu zögern: „Nächste Woche, selbe Zeit?“ Die Spanisch-Stunde am Freitag war längst zu meinem Wochen-Highlight geworden, auf das ich hinfieberte wie auf ein Großereignis und das mich manch stressige Arbeitswoche um einiges leichter überstehen ließ.

Ja, Einzelunterricht ist ein kleiner Luxus. Doch nicht unbedingt was die Investition angeht, sondern vor allem das Ergebnis. A2 durchlief ich in sechs Wochen (à 90 Minuten), B1 in acht Wochen statt in den üblichen neun Monaten eines wöchentlichen Gruppenkurses. Und ich hoffe, dass es beim B2-Kurs, den ich gerade begonnen habe, nicht viel anders sein wird.

Natürlich kostet Einzelunterricht mehr, doch wenn man den deutlich verkürzten Zeitraum einberechnet, dürfte die Investition insgesamt nicht größer sein. Nur ist man um einiges schneller unterwegs, da der Unterricht perfekt auf einen zugeschnitten ist. Meine ursprüngliche Befürchtung, Einzelunterricht wäre super anstrengend, weil man immer im Fokus steht und nie mal eben durchatmen kann, hat sich interessanterweise nicht bestätigt. Zwar steht man immer im Zentrum der Aufmerksamkeit und, ja, manchmal wird alles sehr viel und schnell, doch man stört auch niemanden wenn man dann sagt: “Warte mal, kannst du das noch mal (und noch mal, und noch mal) erklären?”

Parallel zum Einzelunterricht besuchte ich über den ganzen Zeitraum einmal die Woche einen Konversationskurs (in der Gruppe). Beides zusammen hat sich für mich als perfekte Kombination erwiesen. Nicht nur, weil es im Konversationskurs primär ums Sprechen geht (was gefühlt nie genug sein kann), sondern weil ich dadurch zwei Spanisch-Termine pro Woche hatte und eine gewisse Kontinuität im Alltag sicher gestellt war.


Weitere Artikel dieser Reihe:

Spanisch ziemlich rápido – Teil 1: Den richtigen Kurstyp wählen
Spanisch ziemlich rápido – Teil 2: Wer schreibt, der bleibt lernt
Spanisch ziemlich rápido – Teil 3: Kontakt mit Muttersprachlern suchen (trotz Angst)
Spanisch ziemlich rápido – Teil 4: In die Kultur eintauchen
Spanisch ziemlich rápido – Teil 5: Social Media en español
Spanisch ziemlich rápido – Teil 6: Wenn man sonst niemanden zum reden hat…