Spanisch ziemlich rápido – Teil 3

Als ich im Dezember 2017 einen A1 Spanischkurs begann, ahnte ich nicht, wie besessen ich bald von dieser Sprache sein würde. Heute, neun Monate und drei Niveau-Stufen später, bin ich überrascht, wie schnell man eine Sprache lernen kann ohne je Vokabeln gepaukt zu haben. Meine Tricks und Strategien dafür (die natürlich nicht nur für Spanisch funktionieren), hab ich in dieser Reihe zusammengefasst.

Spanisch ziemlich rápido – Teil 3

Kontakt mit Muttersprachlern suchen (trotz Angst)

Als ich in Südamerika war, hatte ich relativ schnell die Angst vor dem Sprechen verloren. Dummerweise kam die irgendwann wieder, nachdem ich zurück in Berlin war. Natürlich waren auch all meine Lehrer Muttersprachler, aber die Sprachschule war ein geschützter Raum, wo Fehler normal sind. Draußen, auf der Straße mit Latinos zu sprechen (von denen es in Berlin ja wirklich viele gibt), das flößte mir vier Wochen nach meiner Rückkehr schon wieder entsetzliche Furcht ein.

Doch es hilft nichts: Der Schritt, mit Muttersprachlern zu sprechen, ist unvermeidlich, um eine Sprache zu lernen. Für mich war es eine echte Wende im Lernprozess, als ich mich dazu durchrang. In der Sprachschule begegnete ich etlichen Lernern, die sich schwer taten, überhaupt Muttersprachler zu finden. Das allerdings ist ein Problem, dass sich – zumindest in Berlin – durch Kreativität und offene Augen und Ohren wirklich leicht lösen lässt. Zum Beispiel so:

Empanadas bestellen

Es gibt in Berlin unzählige kleine Läden für Burritos, Empanadas und andere lateinamerikanische Gerichte. Hier arbeiten oft Spanier oder Latinos, die noch nicht lange in Berlin sind und dementsprechend noch kein Deutsch sprechen. Wenn sie einen dann fragen „English o español?“ ist das für einen Spanischlerner jedes Mal eine Gewissensfrage. Als ich die Empanadas für mein Geburtstagsbuffet auf spanisch bestellte, ging dem Kellner das Herz auf. Nicht nur war ich hinterher stolz, das überlebt zu haben, sondern auch ihm hatte es den Tag ein wenig leichter gemacht.

Tinder als Tandembörse

An Tinder scheiden sich ja die Geister. Ob man die große Liebe dort finden kann, weiß ich immer noch nicht, doch um Spanisch-Sprecher zu finden, eignet es sich erstaunlich gut. Zeitweise hatte ich Kontakt zu fünf Latinos oder Spaniern parallel, fast allen ging es darum, einfach unverbindlich neue Leute – gern auch zum Deutsch lernen – kennenzulernen. Manche habe ich nicht einmal in echt getroffen, sondern wir hatten über Wochen lustige Konversationen über Whatsapp, was ein perfektes Training für spontane Alltagskonversation war. Andere habe ich in echt getroffen, was zu mal mehr, mal weniger spanischsprachigen Dates führte, die mich die Sprache völlig anders entdecken ließen. Selbst Monate später kann ich mich an bestimmte Vokabeln und Formulierungen erinnern, die ich bei diesen Verabredungen aufgeschnappt habe.

Touristen auf der Straße

In Berlin wird man sehr oft von Touristen angesprochen, die nach dem Weg fragen. Erstaunlich viele von denen sind Spanischsprecher. Bei Spaniern scheint Berlin ein sehr beliebtes Reiseziel zu sein. Wenn ich von Spaniern auf der Straße in gebrochenem Englisch nach dem Weg gefragt wurde, habe ich irgendwann angefangen, einfach auf Spanisch zu antworten. Das irritiert die Touristen dann erstmal, aber letztlich freuen sie sich. Und mich freut es auch, dass ich mich nützlich machen konnte und wieder einmal mehr die Angst überwunden habe. Denn bei diesen kleinen Alltagskonversationen geht es ja nicht nur um die Anwendung der Sprache, sondern auch darum, die Hemmschwelle im Kopf abzubauen. Jede kleine Überwindung macht es beim nächsten Mal ein bisschen einfacher.

Einfach fragen

Eines Tages besuchte ich den Pop-up-Store einer Mexikanerin, die wunderschönes Kunsthandwerk aus Mexiko verkaufte. Sie war etwa in meinem Alter, wir beide hatten ein Faible für Kunsthandwerk und kamen (auf englisch) ins Gespräch. Irgendwann fragte ich sie, ob sie deutsch lernt und Lust auf ein Tandem hätte. Seitdem sind wir in Kontakt und haben schon eine lustige Zeit (auf spanisch) miteinander verbracht. Wieder einmal waren hier nicht nur die Treffen hilfreich für mich, sondern auch die unterhaltsamen, beiläufigen Konversationen auf Whatsapp, die für mich ein gutes Training sind, um spontan und ohne großes Nachdenken zu reagieren und poco a poco die Furcht vor dem echten Kontakt abzubauen.


Weitere Artikel dieser Reihe:

Spanisch ziemlich rápido – Teil 1: Den richtigen Kurstyp wählen
Spanisch ziemlich rápido – Teil 2: Wer schreibt, der bleibt lernt
Spanisch ziemlich rápido – Teil 3: Kontakt mit Muttersprachlern suchen (trotz Angst)
Spanisch ziemlich rápido – Teil 4: In die Kultur eintauchen
Spanisch ziemlich rápido – Teil 5: Social Media en español
Spanisch ziemlich rápido – Teil 6: Wenn man sonst niemanden zum reden hat…