Spanisch ziemlich rápido – Teil 6

Als ich im Dezember 2017 einen A1 Spanischkurs begann, ahnte ich nicht, wie besessen ich bald von dieser Sprache sein würde. Heute, neun Monate und drei Niveau-Stufen später, bin ich überrascht, wie schnell man eine Sprache lernen kann ohne je Vokabeln gepaukt zu haben. Meine Tricks und Strategien dafür (die natürlich nicht nur für Spanisch funktionieren), hab ich in dieser Artikelreihe zusammengefasst.

Spanisch ziemlich rápido – Teil 6

Wenn man sonst niemanden zum reden hat…

Es ist ein bisschen peinlich das zuzugeben, aber meine besten Gespräche führe ich mit mir selbst in der Badewanne. Die Badewanne ist mein kreativster und entspanntester Rückzugsort, an dem schon große Ideen entstanden sind. Manchmal verfangen diese Ideen erst, wenn ich sie laut ausspreche. Daher bin ich es gewohnt, den Strom an assoziativen Gedanken, der mich in diesem Moment der Kontemplation überkommt, einfach vor mich hin zu brabbeln. Normalerweise tue ich das auf deutsch, zeitweise – als ich in einer englischsprachigen Firma arbeitete und auf englisch „dachte“ – auch mal auf englisch, und neuerdings auch mal auf spanisch.

Selbstgespräche sind in unserer Gesellschaft offiziell Verrückten vorbehalten, was ich äußerst beklagenswert finde. Denn ein Gedanke wird deutlich stärker wenn man ihn ausspricht und manchmal gibt es einfach niemanden, der ihn gerade hören will. Vor allem aber sind diese stillen Momente eine Möglichkeit, Sprache zu verbalisieren, ohne Angst, sich vor jemandem lächerlich zu machen. (Außer natürlich vor sich selbst. Doch wenn das ein Problem ist, sollte man erstmal da anfangen, bevor man sich das Projekt „Sprechen mit Muttersprachlern“ vornimmt.)

Fazit

Einmal auf diesem Weg, begegne ich jede Woche neuen Ideen und Möglichkeiten, um tiefer in die spanische Sprache einzutauchen. Der entscheidende Faktor für alles ist dabei Herzblut. Und Herzblut wächst durch die magische Kombination aus Motivation, Kontinuität und Erfolgserlebnissen. Mit mir und Spanisch ist es ein bisschen so, wie ich mir die Ehe vorstelle: Nicht immer ist es schön und manchmal möchte man nur schreiend davonlaufen, weil einem bestimmte Denkweisen einfach so unendlich fremd erscheinen (Subjuntivo!). Doch der Glaube an das eigentlich Gute im Anderen trägt einen durch die Krisen.

Eigentlich trat ich mein Spanisch-Abenteuer ab A2 an, um meinen nächsten Auslandsaufenthalt in Lateinamerika vorzubereiten (diesmal für etwas länger als sechs Wochen). Das Ziel gibt es immer noch. Doch wenn ich ehrlich bin, ist ein anderes, mindestens genauso wichtiges, hinzugekommen: die Freude an der Sprache selbst! Der Unterricht ist Teil meines Alltags geworden, die spanische Sprache ein Teil all der vielen schönen Dinge, die es in dieser Welt zu entdecken gibt. Ich war mit meiner Sprachschule mittlerweile im (Sprach-)Urlaub auf Mallorca, habe im Unterricht wichtige gesellschaftliche Themen diskutiert und habe bei all dem Menschen getroffen, die mein Leben bereichern. Am besten lernt man eine Fremdsprache eben doch dann, wenn es um das echte Leben geht. Selbst wenn es (erstmal) nur zu Hause stattfindet.


Weitere Artikel dieser Reihe:

Spanisch ziemlich rápido – Teil 1: Den richtigen Kurstyp wählen
Spanisch ziemlich rápido – Teil 2: Wer schreibt, der bleibt lernt
Spanisch ziemlich rápido – Teil 3: Kontakt mit Muttersprachlern suchen (trotz Angst)
Spanisch ziemlich rápido – Teil 4: In die Kultur eintauchen
Spanisch ziemlich rápido – Teil 5: Social Media en español
Spanisch ziemlich rápido – Teil 6: Wenn man sonst niemanden zum reden hat…